Die Diskussion war sehr wichtig, da sie doch einige Schwachstellen der Dramaturgie aufzeigte. Es war ungeheuer wichtig das wir alle mal den ganzen Film in der jetzigen Form zusammen-hängend sehen konnten. Ich habe mir noch gestern Nacht und vor allem heute Morgen früh Gedanken gemacht, wie die angesprochenen Probleme mit dem vorhandenen Material zu lösen sind. Nachstehend das Resultat meines „Brain-Stormings“:

  • Konzert „Kleiner Lukas“
    Eigentlich könnten wir diese Szene an beliebiger Stelle des ersten Teiles des Filmes einsetzen. Was haltet ihr von folgendem Vorschlag:

a. Vorspann
b. Lukas liest in seinem Tagebuch
c. Klinik von aussen
d. Lukas im Bett (mit einführendem VO)

Wenn hier der Übergang (ehemals Konzertszene kleiner Lukas fehlt) müssten wir meiner Meinung nach in etwas anderes überblenden, es sei denn, der VO sei so stark, dass man die Unruhe von Lukas versteht
e. Szene bei Dr. Walther
f. Einführung Jansen (Parkszene)
g. Esssaal (ohne Jansen Dialog!)

Hier sieht Lukas zum ersten Mal den Stefan, die Neugierde, die Sympathie müsste hier stark zum Vorschein kommen. Ich fand die Grossaufnahmen beider Gesichter dazu gut geeignet. Hier sollten die Blicke sprechen und der Zuschauer muss merken, dass da etwas geschieht und eine gewisse Empathie zum Vorschein kommt. Jansen kann da völlig weg, ok. Vielleicht finden wir noch ein anderes Gesicht, der Insassen das Stefan auch fixiert?
h. Mondschein
i. Lukas erzählt Jansen seine Biografie
Darin enthalten alle Szenen wie gesehen und zusätzlich die Konzertszene des „kleinen Lukas“

Finde ich eine gute Idee, der Beginn des Filmes wird dadurch fliessender.
j. Scarlatti-Szene (ist logisch)
k. Besuch von Magda
An dieser Stelle verlassen wir dramaturgisch den ersten Teil, der sich hauptsächlich um Lukas dreht. Der zweite Teil behandelt nun Stefans Probleme: Eine gute Idee, wir müssen dabei darauf achten, dass wir die Lukasgeschichte nicht ganz in den Hintergrund drängen, der Übergang muss einen logischen Ablauf/Fluss haben. An und für sich dreht sich die Geschichte ja plötzlich und das erzeugt in meinen Augen Spannung, man war so auf Lukas fixiert und einige mögen froh sein, dass es nun eine Wendung nimmt?
l. Besuch von Stefans Eltern mit entsprechendem VO

Es muss klar zum Vorschein kommen, dass sich diese Eltern eigentlich nicht um ihr Kind kümmern, es war bloss ein notwendiger Besuch nach Terminplan. Die überschwängliche Frau steht im Vordergrund, der Mann gehört nun mal zur Familie… dies kommt schon ohne VO schon echt gut zum Ausdruck!
m. Lukas liest die Krankenakte von Stefan

Ein starker VO soll das dramatisieren
n. Rosenlaui

Dieser Ausflug muss sehr fliessend sein denn es ist eine weitere Erinnerung, die schönsten Bilder und Momente sind Lukas geblieben und rütteln ihn auf
o. Appassionata Block (siehe unten 5.)
p. Zulg-Szene, die das Sterben von Stefan einleitet
q. Stefans Tod
r. Lukas schliesst den Laptop

Es wird jetzt auch noch den letzten klar, dass die ganze Geschichte in der Vergangenheit liegt.

  • Essaal- und Mondscheinszene (Szenen 14/15)
    Die Essaalszene bleibt wie sie ist bis auf den Dialog Jansen-Lukas. Dieser Dialog wird ersatzlos gestrichen. Die Motivation wieder ans Klavier zu sitzen kann in der nachfolgenden Szene (Lukas im Rauchsalon) mit einem entsprechenden VO erklärt werden. Lukas kann in dem VO sagen, dass Jansen ihn immer wieder ermuntert hat wieder Klavier zu spielen. Der Monolog den Jansen in der jetzigen Version spricht kann sinngemäss im VO übernommen werden.

    Finde ich gut, ein negativer Gedanke meinerseits ist dabei, dass wir plötzlich mehr VO als Dialoge haben, aber wahrscheinlich müssen wir uns hier infolge Qualität damit abfinden.
     

  • Nasse Hosen
    Diese Szene wird ersatzlos gestrichen.

    Da war ich schon von Anfang weg der gleichen Meinung, Jansen soll eine eindrückliche Person mit einer gewissen Autorität und Grösse sein der Lukas imponiert. Die nässe Hose zieht diese Person zu fest ins lächerliche.. leider ist das nun mal so.

     

  • Krankenakte / Rosenlaui (Szenen 34 ff)
    Durch entsprechende VO muss klar hervorgehen, dass Lukas weiss, das Stefan unheilbar krank ist. Es muss auch klar werden WARUM Stefan in diese Klinik ist. Dieser VO kann problemlos in der vorgängig zu zeigenden Besuchszene von Stefans Eltern gesprochen werden.

    Siehe auch Punkt m, wenn genügend Material vorhanden kann das schon dort gut gelöst werden.

     

  • Appassionata (Szenen 40-44)
    Dieser Block besteht aus folgenden Szenen:
    • Lukas und Stefan beim Abendessen nach Rosenlaui
    • Lukas bringt Stefan auf sein Zimmer. Sie erfahren von Melanie, das Stefan für drei Tage in die Klinik muss
    • Lukas sieht Stefan am nächsten Tag wegfahren
    • Lukas spielt die Appa

    Wie du bereits angetönt hast müssen wir hier alle erdenklichen Bilder der gemeinsamen Zeit der beiden überblenden. Ich fand dabei die Notlösung schwarzweiss für meinen Gusto sehr treffend. Jeder stellt sich seine Vergangenheit individuell vor. Schwarzweiss rief dabei in mir wach; ich besinne mich noch aber nicht mehr so genau im Detail.. das fand ich sehr gut.
    Dieser Ablauf ist logisch. Auch hier müssen aber entsprechende VO mithelfen klar zu machen, dass das Spielen der Appa für Lukas seine Bewältigung von Angst ist.

     

  • Zulg (Szenen 50ff)
    Diese Szene leitet den eigentlichen Sterbeprozess von Stefan ein. Auch hier helfen entsprechend zusätzliche bzw. geänderte VO-Texte für Klarheit.

Weitere Gedanken habe ich mir über die Stimme von Lukas gemacht. Ich habe und zweifle noch immer, ob Lukas die VO sprechen soll, deshalb werde ich noch einmal mit Cyril Chariatte und anschliessend mit Michi sprechen. Die Suche nach einer „neuen“ Stimme steht für mich im Moment ausser Diskussion, ausser ihr wüsstet eine geeignete Person, aber das hättet ihr mir ja schon längst gesagt  Ich bin da auch Deiner Meinung. Die Stimme von Lukas ist sehr tragend über den ganzen Film, man könnte auch sagen, der Film wird von der Stimme von Lukas getragen. Wir müssen hier das Optimum erreichen, denn der Zuschauer wird mittels dieser Stimme durch den Film geführt. Im Notfall macht sich die Suche nach einer Stimme sicher die Mühe wert (Schauspielschule?) Ich empfinde diesen Punkt eigentlich den wichtigsten weil er so dominant ist.